Schulklassen in der Stadt Bremen, ab der 8. Klasse aufwärts, haben durch die Initiative des Projekts »Perspektivwechsel« Gelegenheit, sich im Schuljahr 2021/2022 auf eine spendenfinanzierte Führung durch die bremische Obdachlosensituation im Umfeld des Hauptbahnhofs zu bewerben. Das Angebot ergänzt die bereits stattfindenden Rundgänge, die mit einem Eigenanteil der Schüler:innen finanziert werden.
Die Öffnung hin zu diesem Konzept ermöglicht es, ökonomisch benachteiligten Schulklassen, an dieser Führung teilzunehmen und vermittelt umgekehrt die Einbettung der Maßnahme sowohl in die Strukturen der Landessuchtprävention als auch in das Selbstverständnis der Bürger:innen der Stadt, die mit ihrer Spende den Vermittlungsprozess der Obdachlosenszene an die Kinder und Jugendlichen unterstützen.
Schulklassen der 8. Klasse haben daher die Gelegenheit, sich mit einer verwirklichten Projektidee zum Thema beim Landesinstitut für Schule, Ref. 13, Gesundheit und Suchtprävention, Dr. Oliver Peters, auf einen der freien Termine zu bewerben. Der Zeitplan für die Führung wird mit den Schulen bedarfsgerecht abgestimmt.
Die Suchtprävention unterstützt die Vermittlung der Lebenssituation Obdachloser an junge Menschen. Wichtige Inhalte dabei sind:
- die damit verbundenen Zahlen,
- Differenzierungsmöglichkeiten zwischen Obdach- und Wohnungslosigkeit,
- die Vermittlung des Hilfsangebots,
- Strategien des Überlebens auf der Straße,
- Wege in die Obdachlosigkeit,
- psychische Disposition der auf der Straße Lebenden sowie
- die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind
Schulklassen ab der 8. Klasse in Bremen und im Umland haben die Gelegenheit, die Themen
- Armut
- Drogenabhängigkeit resp. Alkoholismus
- Obdachlosigkeit
- Psychische Erkrankung
- Ausgrenzung
zu bearbeiten und die Ergebnisse dem LIS vorzustellen. Aus Kapazitätsgründen kommen Besuche in den Schulen durch das Landesinstitut leider nur in einem sehr begrenzten Umfang in Frage.
Für eine Führung als Teil eines Schulprojekts ist daher ein Motivationsschreiben der Klasse und die Ergebnisse einer Projektarbeit im LIS einzureichen. Das LIS entscheidet gemeinsam mit Herrn Spöring, ob die Voraussetzungen für einen spendenfinanzierten Rundgang gegeben sind und informiert die Projektleitung der Schule über das Ergebnis..
Schulprojekt -> Dokumentation -> Motivationsschreiben -> Führung -> Aufarbeitung der Führung zusammen mit den Erfahrungen im Projekt durch die Schule.
Das LIS empfiehlt ausdrücklich den Schulklassen, zu dem oben aufgeführten Themenkomplex zu arbeiten und somit für eine nachhaltige Verankerung der Themen, die sich mit dem Rundgang ergeben, in ihrer Schule vorzubereiten. Vertieft würde eine solche Maßnahme durch weitere Angebote der Suchtprävention wie »Sprung ins Leben« oder die lebensweltorientierten Projekte wie »Lebenskünstler:innen« oder »Ausweggesucht« als auch die Wahrnehmung der Lehrerfortbildungen der Suchtprävention des LIS.
Obdach- und Wohnungslose sind im Stadtbild gegenwärtig und zugleich Ausgrenzung ausgesetzt. Der Rundgang durch die Szene vermittelt die wichtige Botschaft, dass die Situation der Obdachlosen einen biographischen Hintergrund hat und Unterstützung der Gruppe sich nicht in der Wohnungsvermittlung oder gelegentlichen Geschenken erschöpfen sollte. Die Aufforderung, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihren Bedarf zu ermitteln, ist ein wichtiger Baustein, um Toleranz und Mitgefühl bei Kindern und Jugendlichen zu entwickeln. Die Erkenntnis, dass Männer und Frauen unverschuldet und/oder krankheitsbedingt auf der Straße ihre Existenz bestreiten, bewertet Hilfe als Akt der Solidarität ohne Veränderungsforderungen nach eigenen Vorstellungen gelungener Integration ins Leben. Diese Bildungsarbeit ermöglicht die Entwicklung einer Idee von pluraler Gesellschaft.
Solche Toleranzentwicklung und Einsichten in biographische und pathologische Dynamiken im Leben der Menschen erreichen darüber hinaus, dass sich die immer häufiger auftretende Gewalt gegen Obdachlose reduziert und ein Miteinander im Alltag des Stadtlebens positiv entwickelt.
Neben diesen grundsätzlichen Bezügen zu einem Modell kritischer Reflexion gesundheitlich positiven und demokratisch intendierten Aufwachsens in einer Gesellschaft fokussiert das Angebot Themen wie Drogen resp. Alkoholismus und bietet beim Rundgang Anlass, wichtige suchtpräventive Grundlagen des Themas in der Klasse zu legen. Dies insbesondere, da die zentrale Figur des Projekts, Reinhard (Cäsar) Spöring auch suchtpräventive Programme in Schulen durch das LIS unterstützend begleitet und er sowohl fachlich wie in der Ansprache von Schulklassen ein Experte ist.
Das Referat 13, Gesundheit und Suchtprävention, des LIS (Dr. Oliver Peters) unterstützt die Führungen durch das Obdachlosennetzwerk und -hilfesystem seit Längerem, indem es Lehrerfortbildungen in diesem Format anbietet und für die schülerzentrierte Veranstaltung wirbt.
Wir freuen uns über rege Teilnahme.
Die Möglichkeit der Projekteinreichungen einen der finanzierten Rundgänge zu erhalten, besteht ab sofort.